Thursday, September 22, 2011

Ein Artikel im Tagesspiegel versucht FDP und Piraten zu verlinken. Ein Kommentar.


An diesem Artikel stimmt Manches, die Überschrift aber sicher nicht. Ja, der Gedanke 'Bürgerrechtspartei' Piraten vs. FDP kam mir auch im Umfeld der Berliner Wahlen. Tatsächlich hatte ich mir sogar im Ausdruck die Dinge ähnlich wie der Artikel zurecht gelegt: Die FDP unter hat unter Westerwelle im Wesentlichen die 'Sparte' Liberalimus = bürgerliche Freiheit abgestoßen und fast ausschließlich auf die Neoliberale Karte gesetzt. Soweit d'accord. Der Vergleich der Piraten mit der FDP ist aber einer von Bananen und Papaya. Die Piraten stehen einerseits für eine Bürger-Liberalität, die sich bei der Ablehnung von Datensammelwut und gewisser anderer Einschränkungen mit Positionen von Teilen der FDP berührt. In anderen Bereichen weicht das Programm aber stark ab. Vor allem wirtschaftlich fahren FDP und Piraten auf völlig unterschiedlichen Gleisen: Die einen wollen die totale Freiheit des Kapital(eigner)s, die anderen Bürgergeld und ticketlosen Nahverkehr. Die einen wollen Politik in mehr oder weniger privaten Absprachen, die anderen schonungslose Offenlegung. Unterschiedlicher geht's kaum. Nein, die Bürgerfreiheit hat heute andere Formen angenommen. Abgesehen davon, dass der FDP ein erneuter Schwenk kaum abgenommen würde, geht Liberalismus heute auch schlicht anders. Vielleicht könnte die FDP mit Besinnung auf 'alte Werte' hier und da Punkten. Mit den Piraten und ihrern Wählern hat das allerdings nichts zu tun, die segeln in ganz anderen Gewässern.

Ja, in der Tat sind die Piraten eine moderne Partei - und zwar eine echte Bürgerpartei. Für gesellschaftliche Solidarität (bedingungloses Grundeinkommen, ticketloser öffentlicher Nahverkehr) bürgerliche Freiheit (unzensiertes Netz) und politische Transparenz (öffentliche Sitzungen, Darlegung von Verträgen). Wenn diese Inhalte vor allem Männer ohne Migrationshintergrund ansprechen, so sagt das vor allem etwas über Frauen und Migranten. Nämlich, dass sie sich in obigen Werten nur sehr begrenzt wiederfinden, ihnen Anderes schlicht wichtiger ist oder selbige Werte durch andere Parteien besser vertreten sehen. Das hat man zu akzeptieren.
Androzentrisch sind die genannten Programmpunkte sicher nicht.

Ja, die Piraten sind eine moderne Partei. Während etwa SPD und Grüne auf antidemokratische und diskriminierende Frauenquoten als Atavismus des Steinzeitfeminismus' setzen, ist die Piratenpartei schlicht offen: Mag entern, wer möchte. Das ich echte Gleichberechtigung.

Ja, Mann sein und dann auch noch ohne Migrationshintergrund, dafür kann man schon einmal angefeindet werden. Schämen sollten sie sich, die Piraten! Um so ärgerlicher, dass sie eine der signifikantesten Bürgerbewegungen der letzen Jahrzehnte darstellen. Allen Desinteressierten und Quotienten zum Trotz: The revenge of the nerds.


(Kommentar zu Kommentaren in der Presse, z.B. im SPON und Freitag).

Tuesday, September 20, 2011

Mit den 'Piraten' in Berlin zieht endlich wieder eine echte Bürgerbewegung in ein Parlament ein. Eine Bewegung, die wesentlich für Transperenz eintritt und der Munkel- und Mauschelokratie zurecht eine Salve vor den Bug geknallt hat. Eine Bürgerbewegungspartei, die zudem Dinge wie 'Bedingungloses Grundeinkommen' und 'Kostenlosen Öffentlichen Nahverkehr' nicht nur mal als Kuriosa diskutiert, sondern fordert und damit etwa die Linken in Punkto Bürgergerechtigkeit und die Grünen in Punkto öklogischen Verkehrs mit freibeuterischer Frische mal eben überrundet.