Monday, November 14, 2011

Vor-vor-letztes Wochenende war ich 2x (das erste und das letzte Mal) in Frankfurt a. M. im AppleStore. Wollte einfach nur Lion auf'm USB-Stick kaufen. Untere Etage durchgeguckt, nichts, dann nach oben, auch nichts. Die Atmosphäre ist allgemein hecktisch und genervt. Aggro liegt in der Luft. Als ich dann endlich einen der geschmeidig an einem vorbeihuschenden Angestellten erwischt hatte, wurde mir gesagt, ich müsse mich an seine Kollegin wenden. Ja, die Kollegin, mit iPad und diversen Freisprechanlagen versehen stand sie da, offenbar die Koordinatorin für den unglaublichen Ansturm von Leuten, die einen Termin hatten. Wirklich tapfer und mit erstaunlicher Gefasstheit kämpft sie sich durch die immer längere Schlange von immer ungeduldigeren und verärgerteren Terminlern. Offenbar weiß nur eine Bescheid, kann nur *eine Person* mir zum Betriebssystem (!) verhelfen. Vorbei die Zeiten, als man eine schnöde CD/DVD aus dem Regal nehmen konnte, "Lion" ist offenbar geheime Staats- bzw. Firmensache. Gut, geduldig warte ich auf eine Gelegenheit und bringe mein Anliegen vor. "Ich würde einfach nur gerne "Lion" kaufen". "Ja", sagt sie, "das ist kein Problem". Nun ja. Nach ca. 10 Minuten frage ich noch einmal "Lion?". "Ach ja, gebe das an meinen Kollegen weiter". Ok, ihr Kollege ist einer der vielen bet-shirteten Figürchen, die wild und scheinbar wichtig, hin- und herrennen. Offenbar vollbringen sie dabei große Taten, darauf verweist jedenfalls die Tatsache, dass sie sich ständig abklatschen, wissend angrinsen bzw. thumbs-uppen. Ab und zu sitzt auch mal einer mit einem Kunden am Tisch und gibt Ratschläge. Die meisten laufen jedoch schlicht von A nach B, 'meiner' auch. Nach 40 Minuten frage ich dann noch einmal, was denn mit dem Lion Stick wäre, ob das denn schwierig sei. "Nein, natürlich gar nicht", es habe wohl ein Kommunikationsproblem mit dem Kollegen gegeben. Ja, scheinbar. Nach weiteren 5 Minuten kommt er tatsächlich mit eingeschweißtem Stick. Ich mahle mir inzwischen aus, dass er dafür durch sieben Sicherheitsschleusen gehen, vielköpfige Monster erschlagen und der Sphinx Rätsel beantworten musste. Ein Held! Zum Bezahlen. Leider müsse er den Stick auspacken, er kommt dafür aber in ein nettes Apple-Säckchen. Immerhin. Froh verlasse ich den AppleStore, froh ihn zu verlassen... Der Welt fortschrittlichstes Betriebssystem! Mit dem Gefühl, dass eine echte Löwenjagd wohl auch nicht anstrengender gewesen wäre, schreite ich durch Frankfurts Mitte. Fortschrittlichkeit hat halt ihren Preis.

Kurz, 45 Minuten um ein Betriebssystem zu kaufen! Mir ist jetzt auch klar, warum Apple sich vor einem Store in Berlin fürchtet. Hier in Berlin, hätten sie ihnen den gesamten Laden, samt Posertruppe, schon auseinandergenommen.
Gut, dass am Kudamm hauptsächlich Touris 'rumrennen.

Da lobe ich mir doch die Alternativen!

Thursday, September 22, 2011

Ein Artikel im Tagesspiegel versucht FDP und Piraten zu verlinken. Ein Kommentar.


An diesem Artikel stimmt Manches, die Überschrift aber sicher nicht. Ja, der Gedanke 'Bürgerrechtspartei' Piraten vs. FDP kam mir auch im Umfeld der Berliner Wahlen. Tatsächlich hatte ich mir sogar im Ausdruck die Dinge ähnlich wie der Artikel zurecht gelegt: Die FDP unter hat unter Westerwelle im Wesentlichen die 'Sparte' Liberalimus = bürgerliche Freiheit abgestoßen und fast ausschließlich auf die Neoliberale Karte gesetzt. Soweit d'accord. Der Vergleich der Piraten mit der FDP ist aber einer von Bananen und Papaya. Die Piraten stehen einerseits für eine Bürger-Liberalität, die sich bei der Ablehnung von Datensammelwut und gewisser anderer Einschränkungen mit Positionen von Teilen der FDP berührt. In anderen Bereichen weicht das Programm aber stark ab. Vor allem wirtschaftlich fahren FDP und Piraten auf völlig unterschiedlichen Gleisen: Die einen wollen die totale Freiheit des Kapital(eigner)s, die anderen Bürgergeld und ticketlosen Nahverkehr. Die einen wollen Politik in mehr oder weniger privaten Absprachen, die anderen schonungslose Offenlegung. Unterschiedlicher geht's kaum. Nein, die Bürgerfreiheit hat heute andere Formen angenommen. Abgesehen davon, dass der FDP ein erneuter Schwenk kaum abgenommen würde, geht Liberalismus heute auch schlicht anders. Vielleicht könnte die FDP mit Besinnung auf 'alte Werte' hier und da Punkten. Mit den Piraten und ihrern Wählern hat das allerdings nichts zu tun, die segeln in ganz anderen Gewässern.

Ja, in der Tat sind die Piraten eine moderne Partei - und zwar eine echte Bürgerpartei. Für gesellschaftliche Solidarität (bedingungloses Grundeinkommen, ticketloser öffentlicher Nahverkehr) bürgerliche Freiheit (unzensiertes Netz) und politische Transparenz (öffentliche Sitzungen, Darlegung von Verträgen). Wenn diese Inhalte vor allem Männer ohne Migrationshintergrund ansprechen, so sagt das vor allem etwas über Frauen und Migranten. Nämlich, dass sie sich in obigen Werten nur sehr begrenzt wiederfinden, ihnen Anderes schlicht wichtiger ist oder selbige Werte durch andere Parteien besser vertreten sehen. Das hat man zu akzeptieren.
Androzentrisch sind die genannten Programmpunkte sicher nicht.

Ja, die Piraten sind eine moderne Partei. Während etwa SPD und Grüne auf antidemokratische und diskriminierende Frauenquoten als Atavismus des Steinzeitfeminismus' setzen, ist die Piratenpartei schlicht offen: Mag entern, wer möchte. Das ich echte Gleichberechtigung.

Ja, Mann sein und dann auch noch ohne Migrationshintergrund, dafür kann man schon einmal angefeindet werden. Schämen sollten sie sich, die Piraten! Um so ärgerlicher, dass sie eine der signifikantesten Bürgerbewegungen der letzen Jahrzehnte darstellen. Allen Desinteressierten und Quotienten zum Trotz: The revenge of the nerds.


(Kommentar zu Kommentaren in der Presse, z.B. im SPON und Freitag).

Tuesday, September 20, 2011

Mit den 'Piraten' in Berlin zieht endlich wieder eine echte Bürgerbewegung in ein Parlament ein. Eine Bewegung, die wesentlich für Transperenz eintritt und der Munkel- und Mauschelokratie zurecht eine Salve vor den Bug geknallt hat. Eine Bürgerbewegungspartei, die zudem Dinge wie 'Bedingungloses Grundeinkommen' und 'Kostenlosen Öffentlichen Nahverkehr' nicht nur mal als Kuriosa diskutiert, sondern fordert und damit etwa die Linken in Punkto Bürgergerechtigkeit und die Grünen in Punkto öklogischen Verkehrs mit freibeuterischer Frische mal eben überrundet.

Wednesday, May 25, 2011

Keep Patagonia wild! - Patagonia sin represas!

In a move that failed even to live up to the most basic democratic (and indeed constitutional) standards a government comission approved the construction of a gigantic hydroelectric complex in Southern Chile. No thorough preliminary analysis took place, it was rushed thru, accompanied by a massive publicity effort. There was no public debate, no parliament-vote. It has been revealed that Endesa, company involved in the construction of the dam, donated the sum of one million dollars to a fundation run by the wife of Chile's president Piñera. One activist called it a 'coup d'état'. As this article explains, the environmental and social effects would be disastrous. In terms of energy-policy and development it's counter-productive. Since the decision, public opposition has gained strong momentum with manifestations all over Chile and around the world. Indeed, a poll by IPSOS showed that 61% of Chileans are opposed to the project. That's 10% up in two years and since the poll was taken a month ago, with the protests and information campaigns mounted since the approbation, this figure is likely to be higher still...